IPMS Unterwegs - Scale Model World 2019
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass Mitglieder der IPMS Austria die Scale Model World (SMW) der IPMS UK besuchen. Immerhin ist die britische IPMS gewissermaßen die Mutter aller IPMS Branches und die SMW das vermutlich größte und jedenfalls wichtigste Event für Plastikmodellbau in Europa.
Eine erste Umfrage in Clubkreisen stieß auf großes Interesse und so wurde zunächst die größere der möglichen Standgrößen gebucht und wir bereiteten uns auf 3,6 x 1,5 m Ausstellungsfläche vor. Mit dem Flugzeug ist die Reise zwar bequem, aber außer einem Tischtuch und zwei, drei Modellen im Handgepäck kann man kaum etwas mitnehmen. Zur Gestaltung eines ansprechenden Displays braucht es aber doch etwas mehr. Um dem gerecht zu werden, beschlossen wir wieder einmal, die paar tausend Kilometer per Auto zurückzulegen, um auch entsprechend Material ankarren zu können. Umso größer die Überraschung, als wir die Standeinteilung für das IPMS Overseas Display (merke: für Engländer ist alles jenseits des Ärmelkanals „overseas“) bekamen: 7,5 x 1,5 m waren da für die IPMS Austria eingezeichnet. Dies war die Belohnung dafür – so erfuhren wir –, dass unser Kollege René letztes Jahr die Prämierung für den schönsten Overseas Stand ergattert hatte. Das hieß nicht nur, eine attraktive Standgestaltung zu planen, sondern auch je Menge Modelle mitzunehmen. Letztlich gelang es uns, nicht nur fünf Personen, sondern auch das gesamte Material in meinem Kleinbus (Gott sei Dank mit langem Radstand!) unterzubringen. Dabei war alles so kunstvoll eingeschlichtet, dass sich bei der Fahrt die Schachteln und Kisten nicht einen Zentimeter bewegen konnten.
Und wenn wir schon nach England fahren, dann sollte natürlich auch das eine oder andere Museum besucht werden. Die endgültige Reiseplanung umfasste schließlich einen zwölftägigen Roundtrip für die Gruppe jener, die mit dem Auto fuhren. Dazu kamen noch vier Clubmitglieder, die aus Wien und Zürich mit dem Flugzeug anreisen sollten. Die besuchten Museen wollen wir hier nur kurz aufzählen, sie werden zu einem späteren Zeitpunkt in separaten Beiträgen hier vorgestellt: Brooklands Museum (Weybridge), RAF Museum Hendon (London), Imperial War Museum Duxford, The Shuttleworth Collection (Old Warden), Blists Hill Victorian Town (Ironbridge), RAF Museum Cosford, Midlands Air Museum (Coventry) und Newark Air Museum.
Nun aber zur SMW selbst: Der Standaufbau am Freitagnachmittag ging – abgesehen von Stau und Wartezeit bei der Zufahrt – reibungslos vonstatten und wir waren rascher fertig als geplant. Da hat sich die Zusammenarbeit in einem eingespielten Team bewährt. Leider waren seitens des Veranstalters nur vier Personen pro Stand für den Aufbau zugelassen, was für unsere restliche Crew leider auch einen verzögerten Zugang Samstag morgens bedeutete. Dass unser Display als gelungen bezeichnet werden durfte, zeigte sich daran, dass wir während der gesamten Ausstellung von Besuchern belagert wurden. Am Sonntag wurde unser Raimund wegen seiner ausgestellten Dioramen sogar zu einem Interview eingeladen, das auf Youtube bewundert werden kann.
Die gesamte Show ist über drei Messehallen verteilt und mit unzähligen Ausstellungen von IPMS (UK) Local Branches und Special Interest Groups gesegnet. Dazu eine Sonderschau, welche dieses Mal der EE Canberra gewidmet war, die vor 70 Jahren ihren Erstflug hatte. Im internationalen Wettbewerb waren wieder die tollsten Werke von IPMS Mitgliedern aus aller Welt zu bewundern und im Kit Swap wechselten zahlreiche Second Hand Bausätze den Besitzer. Der Overkill für die Kreditkarte sind jedoch die ca. 150 Händler und Hersteller – vom kleinen Spezialitätenzubehör„apotheker“ über diverse Bookshops bis zu den bekannten Großen der Branche. Sollten Sie die SMW besuchen, empfehlen wir die Brieftasche bis zur Berstgrenze zu füllen und einen zusätzlichen leeren Koffer mitzubringen!
Ein besonderes Highlight der „Overseas Area“, also des Ausstellungsbereiches der Nicht-UK-Modellbauclubs, ist der zentrale Tisch mit kulinarischen Köstlichkeiten (meist flüssig). Samstag zu Mittag tischen dort alle Clubs Spezialitäten aus ihrer Heimat auf, die dann gemeinschaftlich vernichtet werden. Dass dabei völkerverbindende Freundschaften geschlossen werden – sollte man sich nicht ohnehin schon kennen – ist keine Frage. Schwarzbrot, Speck und Knabberwürste aus Österreich erfreuten sich größter Beliebtheit. Als Draufgabe hatte wir 96 Dosen IPMS Austria-Bier mitgebracht, mit speziellem Dosendesign als Werbung für die GoModelling 2020 anlässlich unseres 50-jährigen Clubjubiläums und dem Aufdruck „SMW 2019 very limited very special edition“. Da wird wohl die eine oder andere Dose ihren Weg in eine Vitrine finden ...
Wie bei jedem Besuch einer IPMS-Ausstellung, egal in welchem Land, fühlt man sich sofort willkommen in der großen IPMS-Familie. Man trifft alte Freunde und wird herzlich begrüßt, man kommt ins Gespräch und lernt neue Freunde kennen. Und allen Modellbauern, die noch nie in Telford waren, sei es dringlich ans Herz gelegt: man muss dort gewesen sein!
Text: Rainer Selisko
Fotos: Roland Desort, Raimund Epler, Rainer Selisko