Vampire über Österreich - (Czech Master 1:72)

Der detaillierte Baubericht zum Vampire-Report im PANORAMA 2005/2, mit bisher unveröffentlichten Detailfotos.

 


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Warum es mir dieser Typ so angetan hat? Weil es das erste Düsenflugzeug war, das ich als kleiner Junge zu Gesicht bekommen habe. Es war, glaube ich, 1960, als eines dieser Dinger mit Donnergetöse über meinen Kopf hinweggebraust ist. Dieser Moment hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein weiterer Grund ist, daß ich die österreichischen Luftstreitkräfte von 1955 bis heute im Modell (Maßstab 1:72) anfertigen möchte. Besonders die Jets der Vordrakenära interessieren mich. Typen wie die Fouga Magister, die Saab J29F, oder die Saab 105OE warten schon sehnsüchtigst in ihrer Vitrine auf den Neuling, der da entstehen soll. Mein jahrelanges Bemühen eine Doppelsitzerversion der Vampire zu ergattern, wurde vor einiger Zeit endlich belohnt. Durch die Mithilfe von Modellbaukollege Bruno Paulitsch bin ich in den Besitz einer solchen Rarität gekommen. Der stolze Preis ließ meine an sich schon etwas ergraute Haarpracht vollends friedhofsblond werden, aber was tut man nicht alles, um seine Gier zu befriedigen. Es gab da zwar schon vor längerer Zeit einen Bausatz von Airfix, der hatte aber abgesehen von seiner nicht gerade überragenden Qualität, nur sehr entfernte Ähnlichkeit mit dem Original. Jetzt hielt ich endlich meinen lang ersehnten Traum in den Händen, und war voller Zuversicht, dass dies ein Schmuckstück in meiner Sammlung werden würde.

Geschichte:

Am 20. September 1943 hob die erste "Vampire", damals noch "Spidercrab" genannt, vom Boden ab. Klein, wendig und billig in der Anschaffung, wurde es zum meistverkauften Düsenflugzeug Englands. Um Schubverluste durch ein zu langes Abgasrohr zu verringern, aber vor allem um Gewicht zu sparen, wurde ein Flugwerk mit doppelten Leitwerksträgern gewählt. Mit einem deHavilland Goblin 2 Radialtriebwerk erreichte die Mk I 869km/h und war damit erheblich schneller als die damals von Gloster eingesetzte Meteor Mk.III. 1949 bestellte die ägyptische Regierung zwölf zweisitzige Vampire, als Nachtjäger ausgestattet mit einem neuen Bug zur Aufnahme einer Radaranlage und mit nebeneinander angeordneten Sitzen. Eben aus diesem Nachtjäger ging dann die Trainerversion DH115 hervor, deren Prototyp am 15. November 1950 ihren Erstflug absolvierte. Das österreichische Heer, das 1955 neu aufgestellt wurde, hatte großen Bedarf an Flugzeugen. Neben einer Reihe anderer Typen wurden 1956 auch drei DH115"Vampire" gekauft. Am 26.März 1957 landeten sie in Wien-Schwechat. Am 9.April 1957 wurden sie nach Graz-Thalerhof überstellt und nahmen von dort aus ihren Flugbetrieb bei der Jabo-Schulstaffel auf. 1961 kaufte man zwei neue und 1964 drei weitere gebrauchte Maschinen. Der Gesamtbestand war damit auf acht Stück angewachsen. Im Jahr 1965 wurde die 5C-YA bei einem Flugunfall in England zerstört und durch eine neue Maschine ersetzt. Fünfzehn Jahre versahen die "Vampire" ihren Dienst bei den österreichischen Fliegerkräften, bis sie schließlich 1972 ausgemustert wurden.

Technische Daten:
Länge : 10,50 m
Spannweite : 11,58 m
Höhe : 2,65 m
Leergewicht : 4.500 kg
max. Startgewicht: 5.810 kg
Besatzung : 2
Höchstgeschw.: 845 km/h
Dienstgipfelhöhe: 12.200 m
Bewaffnung : 4 x 20 mm Kanonen
Triebwerk: deHavilland Goblin 35 Radial-Triebwerk mit einer Leistung von 1567kp

Das Modell:

Die Verpackung, in welcher der beige Resinbausatz untergebracht war, beschränkte sich auf eine durchsichtige Plastikhülle. Der erste Eindruck nach dem Öffnen war ein erfreulicher.
Rumpf und Tragflächen sind mit feinen, versenkten Blechstößen versehen. Auch die Detaillierung im Cockpitbereich ist sehr gut gelungen. Außer dem Armaturenbrett sind auch Ruderpedale und zwei Schubleistungshebel vorhanden. Die beiden Schleudersitze machen einen sehr realistischen Eindruck und bedürfen eigentlich nicht vieler Nacharbeit. Ferner besteht die Möglichkeit, den Bugraum geöffnet darzustellen. Ein Wermutstropfen ist die Cockpithaube. Sie ist zwar schön dünn, aber leider viel zu hoch. Die Decals machen einen guten Eindruck und  sind sehr reichhaltig. Klingt alles zuversichtlich, aber - und jetzt kommt`s:
Schon beim Trockenanpassen musste ich feststellen, dass da einige Arbeit auf mich wartete. Beim Zusammenfügen der beiden Rumpfhälften traten breite Spalten auf. Auch der Bug ist zu kurz geraten, dafür sind die Leitwerksträger zu lang. Nachdem ich mich von diesem Dämpfer erholt und neuen Mut getankt hatte, setzte ich mir das Ziel, so maßstabsgetreu wie nur möglich zu arbeiten. Also ran an den Feind.

Der Bau:

Da der Kunststoff, wie für Resin üblich, sehr spröde ist, muß das Trennen der Teile vom Rahmen vorsichtig geschehen, damit sie nicht brechen. Der nächste Schritt betraf das Vertiefen der Lufteinläufe, die zu seicht ausgefallen sind. Das ging wunderbar mit einem kleinen Kugelfräser, weil das Material durch Reibungswärme nicht verklebt oder verklumpt (Vorsicht - Schleifstaub nicht einatmen!). Bevor ich nun die beiden Rumpfhälften zusammenfügte, befestigte ich noch schnell eine Trennwand im hinteren Teil, um später das Abgasrohr richtig positionieren zu können. Zum Kleben verwendete ich Sekundenklebergel, das beißt nicht so schnell an und lässt noch Korrekturen zu. Die breiten Spalten die nun zwischen Rumpfober- und -unterteil klafften, verschloss ich mit Plastikstreifen und Spachtelmasse (Zweikomponentenautospachtel).
Jetzt zum Bug: Wie gesagt, viel zu kurz, als hätte die Maschine eins auf die Nase gekriegt. Um mir diese Korrektur zu ermöglichen, entschied ich mich, ihn mit Ballast zu füllen und zu verschließen, um ihn anschließend leichter aufbauen zu können.. Die Passgenauigkeit zwischen Vorder- und Hauptrumpf war so schlecht, dass man den Eindruck hatte, ein Flaktreffer hätte hier Löcher hineingerissen, anders kann man das nicht bezeichnen. Also mühseliges Verschließen mit kleinen Plastikteilen und Spachtel. Ach ja, noch was: Die Oberflächen der Teile machten auch nach intensivem Waschen mit Seifenlauge und Spiritus einen glatten und fettigen Eindruck, was auch prompt dazu führte, dass die Spachtelmasse nicht richtig haftete. Mein Tipp: Anschleifen mit 400er Schleifpapier. Zurück zum Bug. Da er um ca. 3mm zu kurz geraten war, klebte ich einige Plastikrippen, die ich auf Form und Maß zurechtgeschliffen hatte, auf die Nase. Die Zwischenräume füllte ich mit Spachtelmasse und verschliff das Ganze. Das wiederholte ich so lange, bis die Bugsektion die richtige Form und Länge hatte. Die Blechstöße im vorderen Bereich habe ich gleich mitverschlossen, denn das Original war von der Spitze bis hinter dem Cockpit aus Holz hergestellt. Auch die Kanonenmündungen habe ich verspachtelt, da ich vorhatte die 5CYA zu bauen und man dieses Flugzeug auf Fotos sehr oft ohne Bewaffnung sieht. Durch diese Umbauarbeiten sitzt der Bugradschacht jetzt aber zu weit hinten. Also wieder Minidrill mit Fräser ausgepackt, den Schacht um ca. 5mm nach vorne verlängert und von hinten her mit Plastikteilen auf das richtige Maß verschlossen und verschliffen. Die Heckausleger sind wie gesagt zu lang und zwar um ca. 2mm. Einfach abschneiden und verkleben, fertig. Mehr Aufmerksamkeit verlangt da schon das Cockpit, wenn man es, so wie ich, geöffnet darstellen will. Das Flachschleifen des zu hohen Klarsichtteils war da die zeitaufwendigste Prozedur, da er bei zu grober Behandlung brechen konnte. Aber nur Geduld, oder wie heißt es im Lotto? Alles ist möglich. Den Innenraum habe ich nicht wie empfohlen Schwarz, sondern Dunkelgrau bemalt, weil dadurch die Einzelheiten besser sichtbar sind. Ein paar Hebelchen aus feinem 0,4mm Silberdraht und Sitzgurte aus Papierstreifen werteten das Ganze weiter auf.

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Nun zum Hauptfahrwerk. Zu lang!! Also habe ich zuerst das Bugrad eingeklebt, dann ein Paar Stelzen aus einem runden Zahnstocher gebastelt und mit etwas Knetmasse provisorisch in den Fahrwerksschächten befestigt. Jetzt hab ich sie solange zurechtgestutzt, bis die Vampire die für sie so charakteristische Haltung aufwies. Diese Holzstücke waren nun das Längenmaß für die Federbeine. Anschließend das Hauptfahrwerk eingeklebt und die Zielgerade war schon in  Sicht. Lackiert wurde das ganze Modell mit Silber von Revell. Dann die Abziehbilder drauf; sie sind gut gelungen und schön dünn. Wenn man, wie ich, mit Decalweichmacher arbeitet, sollte vorher eine Probe gemacht werden. Denn meine wurden von ihm angegriffen und teilweise die Farbe von ihnen gelöst. Abschließend wurden noch ein paar Abnützungsspuren mit Pastellkreide gemacht und fertig war das Schmuckstück.

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Fazit:

Will man so ins Detail gehen wie ich, würde ich zum Modellpreis noch eine Packung Beruhigungspillen dazurechnen, denn das Ganze ist nichts für schwache Nerven. Wer aber trotz alledem die entsprechende Ausdauer aufbringt, kann schlußendlich ein schönes Modell mit Seltenheitswert sein Eigen nennen.

Referenzen:

Aero Aeroplane
Die Luftstreitkräfte Österreichs 1955 bis heute
70 Jahre Flughafen Graz